So gestaltest du deinen Job motivierender – mit dem Job Characteristics Model
Du kennst das Gefühl: Montagmorgen, der Wecker klingelt, und du fragst dich: „Wofür mache ich das eigentlich?“ Wenn dein Job sich wie eine endlose Routine anfühlt, fehlt dir vielleicht nicht die Disziplin – sondern die intrinsische Motivation. Hier kommt das Job Characteristics Model ins Spiel. Entwickelt von Richard Hackman und Greg Oldham, hilft dir dieses Modell zu verstehen, wie du deine Arbeit (oder die deines Teams) sinnvoller und erfüllender gestalten kannst.
Was ist das Job Characteristics Model?
Das Modell identifiziert fünf Kernmerkmale, die jeden Job prägen – und zeigt, wie sie sich auf deine Motivation, Zufriedenheit und Leistung auswirken. Es ist kein abstraktes Theoriewerk, sondern ein praxisnaher Leitfaden für Jobdesign.
Die 5 Kernmerkmale im Detail
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Aufgabenvielfalt (Skill Variety)
Wie viele unterschiedliche Fähigkeiten und Talente fordern deine Aufgaben?
Beispiel: Ein Grafiker, der nur Logos entwirft, hat weniger Aufgabenvielfalt als einer, der auch Texte schreibt, Kunden berät und Kampagnen plant. -
Ganzheitlichkeit der Aufgabe (Task Identity)
Siehst du ein abgeschlossenes Ergebnis deiner Arbeit?
Beispiel: Ein Fließbandarbeiter, der nur Schrauben anzieht, hat niedrige Task Identity. Ein Tischler, der einen Tisch von Anfang bis Ende baut, hohe. -
Bedeutsamkeit der Aufgabe (Task Significance)
Spürst du, dass deine Arbeit einen Unterschied macht – für Kollegen, Kunden oder die Gesellschaft?
Beispiel: Eine Pflegekraft, die direkt mit Patienten arbeitet, erlebt oft mehr Bedeutsamkeit als jemand in der Verwaltung. -
Autonomie (Autonomy)
Hast du Entscheidungsspielraum? Kannst du selbst bestimmen, wie du deine Ziele erreichst?
Beispiel: Ein Vertriebsmitarbeiter mit festem Skript hat weniger Autonomie als einer, der eigene Strategien entwickeln darf. -
Feedback (Feedback from Job)
Bekommst du direkte Rückmeldung über deine Leistung – nicht nur vom Chef, sondern aus der Aufgabe selbst?
Beispiel: Ein Softwareentwickler, der sieht, ob sein Code fehlerfrei läuft, erhält automatisches Feedback.
Warum diese Merkmale deine Motivation beeinflussen
Laut Hackman und Oldham lösen die fünf Kernmerkmale drei psychologische Zustände aus:
- Erlebte Verantwortung (durch Autonomie),
- Erlebte Bedeutsamkeit (durch Aufgabenvielfalt, Ganzheitlichkeit und Bedeutsamkeit),
- Wissen über die Ergebnisse (durch Feedback).
Diese Zustände führen zu:
- Höherer intrinsischer Motivation,
- Größerer Arbeitszufriedenheit,
- Geringerer Fluktuation,
- Besserer Leistung.
So wendest du das Modell an – 4 konkrete Tipps
Für Arbeitnehmer:innen
- Fordere Aufgabenvielfalt ein
Biete an, Projekte zu begleiten, die neue Skills erfordern – z. B.: „Kann ich beim nächsten Kundenworkshop auch das Konzept mitentwickeln?“ - Schaffe „Ganzheitlichkeit“ selbst
Wenn du nur Teilaufgaben erledigst, frage nach dem bigger picture: „Wie wirkt sich meine Arbeit auf das Endergebnis aus?“
Für Führungskräfte
- Erhöhe die Bedeutsamkeit
Zeige deinem Team, wie ihre Arbeit Kunden oder die Gesellschaft beeinflusst. Storys wirken besser als Zahlen: „Dank eurer Kampagne hat ein Kleinunternehmer 20 neue Kunden gewonnen.“ - Gib Feedback, das an die Aufgabe geknüpft ist
Statt „Gut gemacht!“ lieber: „Deine Analyse hat uns geholfen, die Kundenzufriedenheit um 15 % zu steigern.“
Warum das Modell heute relevanter ist denn je
In Zeiten von Homeoffice und agilen Methoden ist Autonomie ein Schlüsselfaktor. Gleichzeitig sehnen sich Menschen nach Sinnhaftigkeit – Stichwort „Great Resignation“. Das Job Characteristics Model bietet dir Werkzeuge, um Jobs so zu gestalten, dass sie menschliche Bedürfnisse erfüllen – nicht nur ökonomische.
Fazit: Vom „Müssen“ zum „Wollen“
Ein Job, der deine Stärken fordert, dir Entscheidungsfreiheit lässt und klare Wirkung zeigt, wird zur Quelle von Stolz und Energie. Probiere aus, gezielt an den fünf Merkmalen zu drehen – ob im eigenen Job oder im Team. Manchmal reichen kleine Anpassungen, um aus Routine Leidenschaft zu machen.